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hohe berge/enge taeler

In der Installation von Sibylle Feucht treffen sich Pixel und Projektionen und Aneignungen des Erhabenen aus Disneyland mit Gedichten über die Schweizer Alpen aus dem 18. Jahrhundert.



Sibylle Feucht beschäftigte sich in ihrer Arbeit für die Cargo Bar mit der Wahrnehmung der Alpen in verschiedenen Jahrhunderten. Die Textfragmente in den Diabetrachtern sind einzelne Strophen des Gedichtes ‚Die Alpen’ von Albrecht von Haller. Dieses wird als die erste deutschsprachige Alpendichtung von Rang gehandelt. Albrecht von Haller begab sich 1728 auf eine botanische Exkursion durch das Wallis, woraufhin er sich für die Alpen zu begeistern begann und deren Schönheit für sich entdeckte. Noch im gleichen Jahr begann er seine Beobachtungen, Eindrücke und Reflexionen im barocken Standardvers, dem Alexandriner, niederzuschreiben. Das lange Gedicht von 49 zehnzeiligen Strophen wurde ein grosser Erfolg. Übersetzungen ins Englische, Französische, Italienische und sogar Lateinische machten Autor und Werk europaweit bekannt.

Bis ins 18. Jahrhundert war das Hochgebirge kein Gegenstand des kulturellen Interesses. Von der Antike bis in die Neuzeit galt die wilde Gebirgswelt geradezu als Antipode des Kulturraums und die Alpen wurden bis zum Barock als Un-Kulturraum wahrgenommen. Man mied die Berge und überquerte sie nur widerwillig, um südliche Gefilde aufsuchen zu können. Es galt das Verständnis, dass die Natur den Gesetzen des menschlichen und göttlichen Geistes gehorchen sollte. Natur sollte möglichst geplant, geordnet, geebnet, geschützt, mit dem französischen Garten der Barockarchitektur als Vorbild. Viele Berge blieben lange Zeit namenlos, damit wurde ihnen ein Platz im Gedächtnis der Schriftkultur verweigert. Selbst eine so auffällige Formation wie das Matterhorn, wurde erst 1581 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Der Paradigmen-wechsel, der aus den schrecklichen Alpen die erhabene Gebirgslandschaft machte, als die wir sie bisweilen heute noch sehen, fand um 1700 statt. Ganz erheblich dürften dazu theologische Diskurse beigetragen haben, die sich in dieser Zeit dem Verhältnis von Natur und Gott widmeten. Einen Beweis für die Existenz Gottes sah man in der Ordnung und Zweckmäßigkeit der Natur. Neue Glaubenslehren bezogen ihre Legitimation aus der Beobachtung und dem Erleben der Natur und bildeten eine wesentliche geistige Grundlage der Aufklärungsbewegung, deren Vertreter eine neuartige Verehrung der Natur in all ihren Erscheinungsformen pflegten. Dichter und Leute aus den intellektuellen Milieus begannen mehr und mehr die Bergen aufzusuchen und sich schreibend ihnen anzunähern. Dichter wie von Haller, Goethe oder Schiller, aber auch andere Reiselustige bewegten sich jedoch nicht über die Alpenpässe hinaus. Erst im letzten Jahrhundert setzte ein Interesse am Erklimmen der Gipfel ein. Bergbesteigung, als geistige und körperliche Herausforderung, war ein Novum in der Menschheitsgeschichte. 1865 begann der legendäre Wettstreit um die Erstbesteigung des Matterhorns zwischen Edward Whymper und seinem Herausforderer Jean Antoine Carrel. Sowohl die Mythen vom Alpenidyll als auch die Nachrichten von der Eroberung der Alpengipfel prägten in der Folge das Bild der Alpen und führte zur größten Veränderung im Alpenraum seit der Eiszeit: der touristischen Erschließung. Straßen, Brücken, Tunnels, - Autobahnen, Eisenbahnen, Seilbahnen, - Hütten, Gaststätten, Hotels, - Wanderwege, Loipen, Skiabfahrten, - Flutlichtanlagen, Pistenraupen, Schneekanonen.

Fern der Alpen, in Disneyland, finden wir eine andere Adaption der Natur im Allgemeinen und der Schweizer Alpen, resp. des Matterhorns im Speziellen vor: Im Modell, der Verkleinerung und in dem dieses begehbar gemacht wird, lässt sich ein Umgang ablesen, der das Matterhorn als Inbegriff eines Alpengipfels begreift und dieses auf ein Zeichen reduziert.

Sibylle Feucht stellt diese beiden Anschauungen einander gegenüber und spannt damit den diskursiven Rahmen zwischen Natur und Kultur und der populären Wahrnehmung der Alpen in unterschiedlichen Jahrhunderten.

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